Zärtliche Versuchung – Erotikkomödie von Regisseur Gianfranco Mingozzi

Wie aus einem schüchternen Jüngling ein lüsterner Don Juan wird, der Drei auf einen Streich vernascht

mit Marina Vlady, Claudine Auger, Serena Grandi und Fabrice Josso; Regie: Gianfranco Mingozzi

Der Kaplan im Film „Zärtliche Versuchung“: „Es ist die Pflicht einer jeden Frau in der Ehe, ihren Gatten nach dessen Wünschen zu befriedigen …“

Zärtliche Versuchung

Die Versuchung – Die kann einen jungen Mann von sechzehn Jahren schon mal die Sinne rauben, in einer Umgebung voller lüsterner Frauen, in den Sommerferien, und vor allem dann, wenn all die Männer, mit denen Frau sich ansonsten ausgiebig an jedem geeigneten Ort vergnügte, plötzlich an die Front geschickt wurden.
Im Gegensatz zum literarischen Schwergewicht, dem heutigen Buch des Tages, ist der Film eher ein Griff in die Mottenkiste der leichten Muse. Und Mottenkiste trifft außerdem den Kern, weil er bereits aus dem Jahre 1986 stammt, 1987 uraufgeführt, die Erotikkomödie „Zärtliche Versuchung“ von Regisseur Gianfranco Mingozzi.

Starbesetzung

Wenn im Film auch schon etwas in die Jahre gekommen – Marina Vlady -, bekannt als verführerischer Teenager in italienischen, französischen und deutschen Filmen. In Deutschland bekannt aus „Die blonde Hexe“ und, was das Genre Erotik betrifft aus „Mädchen im Schaufenster“ an der Seite von Lino Ventura. Serena Grandi war Star in den ersten Erotikfilmen, allerdings in Deutschland weniger bekannt und schließlich Claudine Auger, die in Filmen an der Seite von Senta Berger und Klaus Kinski spielte, hier in diesem Blog bereits einmal vertreten in der Benoite Groult-Verfilmung „Salz auf unserer Haut“.

Der Regisseur

Gianfranco Mingozzi – Geboren am 5. April 1932 in Bologna, war ein italienischer Filmregisseur. Nach einem Jura-Abschluss arbeitete Mingozzi als Animateur in einem Filmklub in Bologna. Sein Name fiel zum ersten Mal als Regieassistent in Federico Fellinis „La dolce Vita“, wo er auch eine kleine Rolle spielte. In deutschen Kinos außerdem bekannt geworden mit der Regie im Erotikfilm „Castigata – Die Gezüchtigte“ aus dem Jahre 1974. „Zärtliche Versuchung“ lief auch in DDR-Kinos, allerdings stark geschnitten, daher war er mir bekannt.
Gianfranco Mingozzi verstarb am 7. Oktober 2009 in Rom.

Der Film

Frankreich, Ile de France im Jahre 1914, kurz vor Ausbruch des 1. Weltkriegs. Der 16-jährige Roger (Fabrice Josso), Sohn einer Gutsbesitzer und Fabrikanten-Familie verbringt seine Sommerferien auf dem elterlichen Gut im Pariser Umland. Schon auf der Kutschfahrt – bei der Kutscherin handelt es sich um die Frau des Gutsverwalters, Mme Muller (Marina Vlady) – schon auf der Fahrt, zeigt er, dass aus ihm inzwischen ein Mann wurde, indem er der Kutscherin unentwegt ins Dekolleté schielt, was der selbstredend auffällt. „Aus Ihnen ist ja ein Mann geworden!“, ruft daher während der Begrüßung auch die Magd Ursule (Serena Grandi) ganz verzückt aus, von der Versuchung getrieben.

Frivole und freizügige Atmosphäre

Auch die englische Gouvernante Kate (Marion Peterson), die sich Roger sogleich annimmt, scheint begeistert von dem jungen Mann zu sein. Der noch schüchterne junge Mann lernt bei seinen ersten Ausflügen im Umfeld des Guts, begleitet von seiner außerordentlich kessen kleinen Schwester, eine illustre Gesellschaft kennen, die von Keuschheit nicht viel zu halten scheint. Frauen, die am Fluss ihre Röcke schürzen, Mme Muller, die vor seinen Augen Wasser lässt und schließlich die Magd Ursule, wie sie im Gebüsch beim Geschlechtsverkehr mit dem Knecht Adolph das Lied „Plaisir d`Amour“ singt. Doch damit noch nicht genug …

Auf dem Gut herrscht Unzucht in jeder Ecke

Rogers kleine Schwester zeigt ihm Orte im elterlichen Gut, von denen aus sich einige erotische Delikatessen beobachten lassen. Ein Loch in der Decke über dem Beichtstand des Kaplans, wo gerade die Tante wegen ihrer schmutzigen sexuellen Fantasien um Absolution bittet oder das Schlüsselloch zum Zimmer eines Gasts des Vaters, des Monsieur Franc, der angeblich durch sein Fernrohr Sterne beobachtet, in Wahrheit aber Paare beim Sex beobachtet und dabei masturbiert. Selbst die Eltern beobachtet der Schwerenöter. In Francs Zimmer findet Roger schließlich ein Buch über sexuelle Gewohnheiten mit eindeutigen Illustrationen, welches letztendlich auch bei ihm die Versuchung weckt.

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Selbst im Hühnerstall wird gevögelt

Zu seinem ersten Ständer verhilft ihm allerdings die kleine Schwester, die sich in seinem Bett versteckt hatte. Als die Gouvernante auf der Suche nach dem Kind, Rogers steifes Glied entdeckt, wird auch sie von der Versuchung gepackt. Doch zunächst muss Masturbation genügen, Roger verkriecht sich dazu im Hühnerstall, um besagtes Buch zu lesen. Bevor er „kommt“ unterbricht ihn das Stöhnen der Köchin, die, während sie die Hühner füttert, vom Knecht Adolph im Stehen von hinten befriedigt wird. Wenig später hilft der Zufall, als ihn der üppige Hintern Mme. Mullers, die sich aus einem Fenster lehnt, geradezu gierig einlädt, seine neu erworbene Männlichkeit ein erstes Mal auszuprobieren.

Kriegsglück im wahrsten Sinne

Der Kriegsausbruch kommt Roger zu Hilfe. Die Männer müssen an die Front, jetzt ist er endlich Hahn im Korb und die göttliche Versuchung nimmt ihren spermareichen Lauf. Dass Roger über ein stattliches Glied verfügt, hatte sich offenbar herumgesprochen, als erste macht die Magd davon Gebrauch. Doch auch die Gouvernante ist entzückt, als sie das schon einmal entdeckte endlich benutzen darf. Ihr demonstriert Roger außerdem, was er aus besagtem Buch zum Thema orales Vergnügen lernte. Als nächste folgt die Tante, weil noch Jungfrau, dauert es etwas länger. Doch ihre Hemmungen fallen, als sie Zeugin wird, wie Roger die Köchin von hinten nimmt, was diese zu bevorzugen scheint.

Von der Versuchung getrieben, macht Roger nicht einmal Halt vor der älteren Schwester

Deren Verlobter, ein Fliegerass, ritterlich wie er ist, hält er nichts vom vorehelichen Geschlechtsverkehr, doch Rogers große Schwester fing Feuer, nachdem sie besagtes Buch ebenfalls las. Das hatte der Bruder ihr heimlich untergeschoben. Im Pferdestall lauert er ihr auf, sie sträubt sich, doch als sie seinen Drachen steigen spürt, kann auch sie nicht widerstehen und treibt den Bruder sogar mit der Reitgerte an. Rogers außergewöhnliche Potenz genügt sogar, als er sich mit drei Frauen zur gleichen Zeit vergnügt, die Magd, die Gouvernante und die Tante und en passant, in einer Pause auf dem Flur, besorgt er es auch nochmal der Köchin von hinten, als die zufällig vorbeigeht.

Schwerwiegende Folgen

Doch, oh Graus und Unglück, die große Schwester wird schwanger. Und nicht allein die Schwester, auch die Magd und schließlich die Tante hat der gierige Don Juan Roger geschwängert. Besonders für die Schwester wird die Schwangerschaft zum Problem, steht sie doch kurz vor der Hochzeit mit ihrem Fliegerass, der, zu allem Überfluss, auch noch mit seinem Doppeldecker unerwartet auf der Bildfläche erscheint. Nun ist guter Rat teuer und es müssen intelligente Lösungen gefunden werden. Und dabei wird das Unglück sogar für einige zum Glück, deren Wunschträume nun endlich auf verschlungenen Wegen in Erfüllung gehen, wer hätte das gedacht, ha, ha – der Komödie guter Schluss.

Fazit

Wie schon angedeutet, der Film fiel mir zufällig auf, weil mir aus einem Kinobesuch Ende der 80er in der DDR ein Bild in Erinnerung geblieben war, welches in einer Werbung auftauchte. Die nackte Haut hatte man seinerzeit herausgeschnitten, das wäre nicht DDR-gerecht gewesen, obgleich man sich bereits kurz vor dem Zusammenbruch befand. Eine Zeit, in der man etwas frivolere Unterhaltung anbot, um Druck aus dem Kessel zu nehmen. Na gut, so weit, so gut, eine Komödie mit dem typischen Humor der 70er und 80er, für alle die, die sich noch gern an die Vergangenheit erinnern, die, die es sich antun möchten … Zärtliche Versuchung als DVD und Bu-ray>>>

Apropos

… Komödie und Versuchung, da sei an dieser Stelle noch einmal an das „Haus der Löcher“ erinnert, eine echte Literatur-Komödie von Nicholson Baker. Da kann man ein Wichsfestival mit Cumshot-Wettbewerb besuchen oder sich in Stöhnzimmern an den Liebesgeräuschen fremder Pärchen aufgeilen. Wer Lust auf einen echt steifen Schwanz verspürt, dem wird die Kentucky-Melone, auch Lila Kammfotze genannt, verabreicht, und wem das noch immer nicht genügt, der stattet dem Garten der gesunden herrlichen Ficker einen Besuch ab oder besucht den Saal der armlosen Männer, die noch in der Lage sind, eine Fotze zu ficken. Versuchung zum Lachen in Nicholson Bakers Haus der Löcher>>>

Buch des Tages

Das bereits erwähnte Schwergewicht, verglichen mit dem Film des Tages aus der Mottenkiste der heiteren Muse.
„Meine dunkle Vanessa“ von Kate Elisabeth Russell,
hoch gelobt in der Kritik als #MeToo-Roman oder wie das aktuelle Spiegelbild von Nabokovs Lolita. Wenn Letzteres auch ein wenig hoch gegriffen erscheint, so kann man sich jedoch insgesamt dem überwiegenden Echo anschließen, ein Buch, schwer aus der Hand zu legen, wenn man es aus banalen Gründen weglegen muss, weil man etwas mehr als 400 Seiten schlecht in einem Stück lesen kann.

Versuchung

Aus dem Klappentext: Vanessa war gerade fünfzehn, als sie das erste Mal der Versuchung erlag, mit ihrem Englisch-Lehrer zu schlafen. Fast zwanzig Jahre später wird Jacob Strane von einer anderen ehemaligen Schülerin wegen sexuellen Missbrauchs angezeigt. Vanessa ist zutiefst erschüttert, denn noch immer ist sie sich sicher: Es war wahre Liebe. Doch der Zweifel beginnt an ihr zu nagen – war sie vielleicht nur eines von Stranes Opfern?
Vanessa über Strane: „Die Welt hat ein Monster aus ihm gemacht, und dabei hatte er sich nur in mich verliebt.“ War es liebe oder nicht? Schwer zu beurteilen, das macht den Roman so spannend … Zu den ausführlichen Leseproben>>>

Blog Highlights

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